Sonntag, 15. Juli 2018

Lokalkolorit

Der heutige Stadtteil Handschuhsheim ist älter als man zunächst vielleicht meint. Bereits im Jahr 765 (Pippin der Jüngere, Vater von Karl dem Großen, stirbt drei Jahre später) wird er unter dem Namen Hantscuhesheim im Lorscher Codex erwähnt. Neben Handschuhsheim werden dort
auch andere Stadtteile Heidelbergs wie Neuenheim, Rohrbach, Kirchheim, Wieblingen erwähnt. Im Jahr 1320 ging der Ort in den Besitz der Kurmainz über, was den Pfalzgrafen zuwider ging, welche sich dann auch 1462 bei der Schlacht von Seckenheim durchsetzten.
Zwei historisch wertvolle Gebäude sind die Kirche St. Vitus und die Tiefburg. Die Vituskirche ist die älteste Kirche in Heidelberg und man kann noch heute an der Aussenseite die Grabmäler von Dieter und Margarethe von Handschuhsheim (gestorben 1483) besichtigen. Das Wappen der Herren von Handschuhsheim ist natürlich der Handschuh (manchmal mit Bommeln) und der aufmerksame Passant kann es des öfteren in den Strassen Heidelbergs entdecken.


Die Tiefburg ist natürlich nicht die älteste Burg Heidelbergs, aber langweilig ist sie deswegen nicht. Im Jahre 1770 wurde dort nämlich ein eingemauertes Skelett, inklusive Rüstung gefunden. Der Ritter soll angeblich aufgrund eines Verhältnisses mit einer Burgbewohnerin lebendig eingemauert worden sein. Macht doch etwas mehr her als ein überdimensioniertes Fass.
Wer Lust hat mehr über Handschuhsheim und die Region zu erfahren, dem empfehle ich das
Buch "Heidelberg in Mittelalter und Rennaisance" (Thorbecke Verlag). 

Quellen und Informationen:

Thingstätte

Jeder kennt sie, aber so richtig weiss niemand etwas über sie. Die Thingstätte auf dem Heiligenberg. Neben der Thingstätte in Heidelberg wurden an ca. 40 anderen Orten in Deutschland Thingstätten, bzw. Thingplätze erbaut. Es handelt sich also nicht um einen Eigennamen. Der Zweck war die Aufführung sogenannter Thingspiele im Zuge der Thing-Bewegung. Um das mal zu klären,Thing bezeichnet laut Wikipedia Volks- und Rechtsversammlungen nach altem germanischen Recht, geltend also in der Zeit nach dem römischen Reich vom 5. Jahrhundert bis in das 9. Jahrhundert. Daneben hat man sich oft auch unter Gerichtslinden getroffen um Recht zu sprechen. Aber zurück ins 20. Jahrhundert.
Die Nationalsozialisten wollten mit der Thingstätte ein völkisches Theater begründen, also eine Neugestaltung des deutschen Kulturlebens mit dem positiven Beieffekt, so ein wenig die herrschende Massenarbeitslosigkeit abbauen zu können. Teils waren bis zu 1000 Darsteller miteingebunden. Zusätzlich wollte man die Plätze auch für politische Kundgebungen und Veranstaltungen nutzen. Geplant waren ursprünglich bis zu 400, jedoch sah man damals das Geld in anderen Medienformen besser investiert, wodurch das Projekt einschlief. Auch verschob sich der politische Fokus, sozialistische Komponenten wurden durch nationalistische verdrängt. Thingstätten wurden fortan als Freilichtbühnen bezeichnet und waren nicht mehr Teil der Parteipolitik. 
Nach dem zweiten Weltkrieg verfiel die Anlage in Heidelberg zunächst, wurde später jedoch oft für Konzerte genutzt. Seit den 
80er Jahren fand dort während der Walpurgisnacht zum ersten Mai jährlich eine Feier statt, die regelmäßig Zehntausende anlockte. Diese wird jedoch seit 2017 untersagt, da die großen Menschenmassen immer wieder zu Problemen führten. 

Quellen und Informationen: