Hier die Fortsetzung :)
Meine nächste Etappe war das Stephanskloster...oder besser was davon übrig ist. Es ist zwar nicht mehr viel da, doch ich war trotzdem beeindruckt. Hier haben vor vielen, vielen Jahren Mönche gelebt. Ganz allein in dieser Stille. Genau gegenüber der Stadt. Man konnte sicher auch damals auf Heidelberg hinunter sehen und das Treiben dort beobachten. Gleichzeitig war man doch abgeschieden im Wald.
Es machte irgendwie Spaß zwischen den Überresten zu klettern und sich vorzustellen, was hier früher was gewesen ist. War das vielleicht die Klosterküche oder doch ein Teil der Kirche? Und das könnte ja vielleicht ein Teil der Schlafräume sein. Da glücklicherweiße gleich daneben ein Übersichtsplan stand, konnte ich auch gleich kontrollieren, ob ich recht hatte. Ich lag nicht mal so falsch mit meinen Ideen.
Der
Heiligenbergturm steht gleich daneben, von wo man (natürlich) auch eine herrliche
Aussicht hat. Ganz überhaupt habe ich das Gefühl, dass man auf dem ganzen Berg überall Türme gebaut hat, damit man eine gute Aussicht auf Heidelberg und auf das Schloss hat. Es ist so, als ob die frühen Heidelberger geahnt haben, dass eines Tages, Heerscharen von Touristen mit Kameras diese Stadt überlaufen werden und als ob sie damit schon mal vorsorgen wollten.
Und hübsch sehen diese Türme ja auch aus. Und das beste ist, dass man alle Türme hochsteigen kann. Ich komme aus einer kleinen Stadt in Bayern, die für ihre historische Altstadt berühmt ist. Dort gibt es auch viele alte Türme, aber dort kann man meistens nicht in den alten Türmen klettern, oder nur gegen Gebühr. Irgendwie ist es für mich befremdlich, dass soviel Geschichte hier rumliegt und man es selber einfach so erkunden kann ohne auf Öffnungszeiten zu achten.
Inzwischen habe ich ganz das Gefühl, in einer anderen
Welt zu sein. Die Stille im Wald, die versteckten Wege und die alten
Bauten wirken wie aus einem Film. Und man findet sogar unheimliche Brunnen. Meine Güte, war es wirklich nur ein paar Stunden her,
als ich aus der Uni raus bin?
Aber ich wollte nun endlich zur
Thingstätte und suchte nach Schildern. War ich überhaupt in die
richtige Richtung gelaufen? Ok, nun musste ich es endgültig zugeben.
Klug war die ganze Aktion wirklich nicht. Ich hatte fast kein Wasser
mehr, meine Beine taten weh und Ballerinas sind wirklich nicht
unbedingt das richtige Schuhwerk für Wanderungen durch den Wald.
Doch als ich schon entnervt aufgeben
wollte, fand ich endlich einen Parkplatz mit ausreichender Beschilderung: Ich war nicht nur richtig, es
sollte anscheinend auch nicht mehr lange dauern.
Nach einer Weile kam ich an einem
Mauer vorbei. Zumindest sah es auf dem ersten Blick so aus. Als ich
entlanglief, sah ich auch ein offenes Tor. Neugierig lief ich durch
und ich konnte es kaum fassen. Die Thingstätte!! Ich hatte es
gefunden. Ich war sogar auf der Bühne rausgekommen und vor mir
erhoben sich die ganzen Sitzreihen den Hügel hoch. Wow!
An dem Tag waren auch ein paar Leute da, die die Sitzreihen vom Unkraut befreiten. Und einige, die hier einfach nur ein Picknick machten. Wirklich ein schönes Plätzchen für ein Picknick.
Klar kannte
ich die dunkle Vergangenheit dieser Freilichtbühne, aber in dem
Augenblick war ich einfach nur beeindruckt. Ich fing an zwischen den
bewachsenen Rängen zu klettern. Wie man die ganzen Steinblöcke wohl
den Berg hochbekommen hat? Oder wieso baut man so was eigentlich oben
auf dem Berg? Ich meine, wenn man damit das 3. Reich feiern wollte,
warum so tief im Wald versteckt? Wollte man das Ding nicht in der
Nähe haben? Fragen, zu denen ich keine Antworten fand.
Ich stellte fest, dass es anscheinend
noch ein Kloster in der Nähe gab. Ich war zwar kaputt, aber dieses
Kloster wollte ich dann doch auch noch sehen. Als ich die Ränge ganz hoch lief, sah ich einen kleinen Weg, der zum Michaelskloster
führte.
Ich kam auf eine Wiese und sah auch
schon die Überreste des Klosters. Es war sehr viel besser erhalten als das erste, und war auch sehr viel größer.
Es
standen auch die Türme noch teilweise und damit ich später behaupten
konnte, dass ich ganz oben auf dem Berg war, schleppte ich mich die
Treppe hoch, um ganz oben angelangt, auf gekonnte Art und Weise
erbärmlich zusammenzubrechen. Ich war komplett am Ende. Keinen Schritt wollte ich mehr tun, einfach nur da oben liegen bleiben. Nach einer kleinen Pause, schaute ich mich um. Ich war ganz oben, hatte es ganz alleine geschafft, und zwar ohne mir irgendetwas zu brechen (Ja mei, ich bin eben nicht für meine sicher Koordination bekannt, und heil da oben ankommen ist für meine Verhältnisse rekordverdächtig!!!!)
Das alte Kloster war toll. Man konnte
durch die Überreste der Gänge wandern und das eine oder andere
historische Grab entdecken. Man konnte sogar in die Krypta klettern, und sich anschließend dort angemessen gruseln.
Auf den Infoschildern dort konnte man lesen, dass das Kloster im 16 Jhd. leider als Steinbruch benutzt wurde. Wirklich schade, es muss hier wirklich beeindruckend gewesen sein. Was aber wunderlich ist, dass man noch so genau weiß, wo der Tempel hier stand. Jahrhundertelang als Kirche benutzt, aber man konnte das trotzdem noch so genau rekonstruieren. Archäologie ist wirklich cool.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich langsam mich wieder auf den Weg machen musste. Ich hatte keine Ahnung, wie ich den Abstieg schaffen sollte und hätte mich am liebsten den Berg runtergerollt. Blöde Bäume, die im Weg stehen! Seit diesem Tag bin ich übrigens der Meinung, dass auch hier eine Bergbahn stehen sollte. Natürlich nur für die armen Touristen, damit sie sich nicht verirren.
Zu meiner grenzenlosen Erleichterung bestätigte sich allerdings hier, dass ein Abstieg immer schneller geht (so oder eben so) und ich stand nach einer knappen Stunde auf der alten Brücke. Irgendwie fühlte ich mich ziemlich gelackmeiert. Stundenlang hochquälen und dann so ein leichter Abstieg...
Naja, wenigstens hatte ich es rechtzeitig zu meinem Treffen geschafft.
Es war ein anstrengender, aber
wunderschöner Vormittag gewesen. Ich kann jedem, der noch nicht da
oben war, so einen Aufstieg nur dringend empfehlen. Man macht dort
eine richtig kleine Zeitreise und Geschichtsbegeisterte wie ich,
können dort sehr viel entdecken.
Nur auf eins hätte ich verzichten
können: Ich hab danach den Muskelkater meines Lebens gehabt. Drei Tage konnte ich praktisch nicht mehr laufen.
Naja, es war es wert :D
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