Sonntag, 8. Juli 2012

Als ich damals den Berg bezwang :D (Teil I)


Als ich damals vor einigen Jahren nach Heidelberg kam, war ich von den vielen neuen Eindrücken zuerst mal erschlagen. Die Ersti-Woche hatte einen kurzen Überblick über die Sehenswürdigkeiten hier in Heidelberg gegeben, aber so richtig alles verarbeiten konnte ich damals nicht.
Vom Philosophenweg war damals die Rede gewesen. Teilnehmen, an der für uns „Frischlinge“ veranstalten Tour, konnte ich damals allerdings nicht. Später hatte ich immer wieder von meinen Freunden gehört, was das für ein schöner Spazierweg doch ist.

Als ich nun neulich unerwartet früh aus der Vorlesung kam, fasste ich spontan den Entschluss mal kurz einen Spaziergang dort zu machen. So genau wusste ich nicht, wo der Weg startete, und was es da alles zu sehen gibt (eine Freundin meinte, dort gäbe es Blumen, was mir natürlich sehr aufschlussreich erschien) aber die ungefähre Richtung kannte ich. Notfalls kann man ja fragen, dachte ich mir noch (ihr erinnert euch vielleicht noch: bevor die Smartphones kamen, hat man einfach die Leute auf der Straße nach dem Weg gefragt...).

Also machte ich mich gleich nach der Uni mal auf dem Weg. Auf der Brückenstraße fand ich das Schild, und fing an, eine hübsche Seitengasse hoch zulaufen. Alles ganz nett. Okay das war untertrieben. Erinnert ihr euch an diese Filme in den Gegenden, wo immer die Stars wohnen mit den hohen Mauern und Gittern und wo hier und da ein teurer Wagen steht? Jep, genau das! Ich weiß zwar dass Heidelberg recht teuer sein kann, aber das habe ich dann doch nicht erwartet. Nun gut, stylisch fängt diese Tour auf alle Fälle an.
Wie erwartet, schnappte ich am Ende der Gasse nach Luft, aber ja mei, wenigstens konnte man sich auf die nicht vorhandene Kondition verlassen. Dort angekommen schaute ich mich um und war....enttäuscht. Da waren paar Blumenbeete, ich hatte einen netten Blick auf das Schloss, hier und da stand eine Eisdiele bzw. Kiosk. Nachdem ich mich bisschen da umgeschaut hatte, hatte ich auch nicht das Gefühl, dass das ein längerer Spazierweg ist. Irgendwie hatte ich mehr erwartet!!

Als ich schon Nase-rümpfend wieder zurückgehen wollte, sah ich ein weiteres Schild, der wieder auf einen Philosophenweg deutete. Moment! Das war also gar nicht der berühmte Philosophenweg?? Ich schöpfte neue Hoffnung, folgte dem Schild und landete auf einem kleinen Spielplatz mit Grillplatz. Und ich, ganz das Spielkind, war natürlich entzückt. 




Im Geiste sah ich mich schon mit meinen Freunden mal ein Picknick hier veranstalten und dachte schon sogar über Termine nach. Doch bevor ich da zu Ende denken konnte, stieß ich auf ein weiteres Schild mit der Aufschrift Bismarckturm.
Das Ganze entwickelte sich zu einer Schnitzeljagd!

Also gut, kletter ich eben bisschen weiter. Nach einigen Minuten sah ich auch den Turm. Stand erhaben zwischen den Bäumen, irgendwie bedrohlich sogar. Wie verwunschene Türme in alten Märchen...na gut, vielleicht hatten die Märchentürme keine Graffiti-Bemalung, aber ihr versteht was ich meine.


Was ich toll fand, war das man da reingehen konnte, um ganz hoch auf den Turm zu steigen. Bei den Treppen, ist das aber sicher doch etwas, was man sich zweimal überlegt. 


Allerdings konnte ich mir beim besten Willen keinen Reim daraus machen, was das für ein seltsames Konstrukt ganz oben sein sollte. Eine Glocke...war es wahrscheinlich nicht. Blitzableiter? Macht auch wenig Sinn.



Inzwischen erinnerte ich mich dunkel daran, dass jemand mal was über die Thingstätte auf irgendeinem Berg was gesagt hatte. War das etwa dieser Berg? Es hieß, der wäre irgendwo in der Nähe vom Neckar, und der Berg gegenüber mit dem Schloss konnte es nicht sein, weil ich den schon mehrmals erkundet hatte (ja ich gestehe, zum Aufstieg von jenem Berg habe ich die Bergbahn benutzt, aber dazu ist der schließlich da!). Wie auch immer, wenn es der richtige Berg ist, dann muss er ja bald auftauchen, dachte ich mir in meinem jugendlichen Wahnsinn. Und da hatte mich auch schon der Ehrgeiz gepackt.

Ich lief weiter. Langsam machte sich der Durst bemerkbar. Gott sei Dank hatte ich an diesem morgen, entgegen meiner Art, eine kleine Wasserflasche mit in die Vorlesung mitgenommen. Aber klug war es vermutlich wirklich nicht so ganz unvorbereitet und alleine diesen Weg hochzusteigen. Es war noch Vormittag, ich hatte um 9 Uhr angefangen hochzusteigen und wollte mich zum Mittagessen im Marstall mit meiner Freundin treffen Es war inzwischen halb 11 und ich hatte keine Ahnung, wie lang das noch dauern würde, aber umkehren wollte ich jetzt wirklich nicht mehr. Unterwegs fand ich ganz goldige Plätze, wo man sich ausruhen konnte. Und im Wald gab es an den Wegkreuzungen kleine Felsen, auf der man lesen konnte, was in welcher Richtung lag. Dringend notwendig da oben...


Und damit man auch schöne Bilder vom Heidelberger Schloss machen kann, hatte man auch für Aussichtstürme gesorgt.


Ab und an begegnete ich Joggern, die ganz entspannt den Berg hochliefen und mich dabei fröhlich begrüßten. Ernsthaft, in meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele freundliche Jogger gesehen, wie dort an diesem Tag. Ob das an der himmlischen Ruhe dort lag (der Berg heißt ja nicht umsonst Heiligenberg) oder daran, dass man dort instinktiv freundlich zu jedem ist (der nächste Mensch, dem man dort begegnet könnte ja, rein technisch gesehen, ein leicht reizbarer Psychopath sein. Hey, man ist da wirklich ganz alleine!!!), konnte ich allerdings dort nicht mit Sicherheit beurteilen.

Meine nächste Entdeckung hat mich zuerst seltsamerweise erschreckt. Keine Ahnung wieso, aber als ich mich gerade einen steilen Weg hochschleppte, tauchte plötzlich dieses Gebäude vor mir auf und ich fand es irgendwie gruselig.

Da drin ist großer Schacht, Heidenloch genannt. Im Gebäude selbst sind neben dem Schacht auch Beschreibungen über die Entdeckung und über die Funktion dieses Schachtes, aber natürlich weiß man nicht genau wozu es schlussendlich diente. Wahrscheinlich ein Brunnen, aber es gibt auch Legenden, das früher hier heidnische Rituale durchgeführt wurden. Und da gibt es natürlich auch die klassischen Sagen, dass man zum Beispiel eine Ganz hier reingeschmissen hat, und das die am Neckar oder ganz woanders wieder rausgekommen ist.  Eine zeitlang war es anscheinend auch zugeschüttet und wurde erst in den 30er Jahren des 19. Jhd. wieder ausgegraben. Früher gab es auch kein Gebäude um den Schacht herum, was sicher damals für ein tragisches Ende für manchen Wanderer sorgte. Der Durchmesser der Grube ist sicher mindestens 3m und es ist ....tief.
Leider habe ich anscheinend keine Fotos vom Heidenloch selber gemacht, nur vom Gebäude.





Da mein Post etwas zu lang wurde, habe ich beschlossen, 2 Teile daraus zu machen. Der zweite folgt bald. :D




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