Als ich damals vor einigen Jahren nach Heidelberg kam, war ich von den vielen neuen
Eindrücken zuerst mal erschlagen. Die Ersti-Woche hatte einen kurzen
Überblick über die Sehenswürdigkeiten hier in Heidelberg gegeben,
aber so richtig alles verarbeiten konnte ich damals nicht.
Vom Philosophenweg war damals die Rede
gewesen. Teilnehmen, an der für uns „Frischlinge“ veranstalten
Tour, konnte ich damals allerdings nicht. Später hatte ich immer
wieder von meinen Freunden gehört, was das für ein schöner
Spazierweg doch ist.
Als ich nun neulich unerwartet früh
aus der Vorlesung kam, fasste ich spontan den Entschluss mal kurz
einen Spaziergang dort zu machen. So genau wusste ich nicht, wo der
Weg startete, und was es da alles zu sehen gibt (eine Freundin
meinte, dort gäbe es Blumen, was mir natürlich sehr aufschlussreich
erschien) aber die ungefähre Richtung kannte ich. Notfalls kann man
ja fragen, dachte ich mir noch (ihr erinnert euch vielleicht noch:
bevor die Smartphones kamen, hat man einfach die Leute auf der Straße
nach dem Weg gefragt...).
Also machte ich mich gleich nach der
Uni mal auf dem Weg. Auf der Brückenstraße fand ich das Schild, und
fing an, eine hübsche Seitengasse hoch zulaufen. Alles ganz nett.
Okay das war untertrieben. Erinnert ihr euch an diese Filme in den
Gegenden, wo immer die Stars wohnen mit den hohen Mauern und Gittern
und wo hier und da ein teurer Wagen steht? Jep, genau das! Ich weiß
zwar dass Heidelberg recht teuer sein kann, aber das habe ich dann
doch nicht erwartet. Nun gut, stylisch fängt diese Tour auf alle
Fälle an.
Wie erwartet, schnappte ich am Ende der
Gasse nach Luft, aber ja mei, wenigstens konnte man sich auf die
nicht vorhandene Kondition verlassen. Dort angekommen schaute ich
mich um und war....enttäuscht. Da waren paar Blumenbeete, ich hatte
einen netten Blick auf das Schloss, hier und da stand eine Eisdiele
bzw. Kiosk. Nachdem ich mich bisschen da umgeschaut hatte, hatte ich
auch nicht das Gefühl, dass das ein längerer Spazierweg ist.
Irgendwie hatte ich mehr erwartet!!
Als ich schon Nase-rümpfend wieder
zurückgehen wollte, sah ich ein weiteres Schild, der wieder auf
einen Philosophenweg deutete. Moment! Das war also gar nicht der
berühmte Philosophenweg?? Ich schöpfte neue Hoffnung, folgte dem
Schild und landete auf einem kleinen Spielplatz mit Grillplatz. Und
ich, ganz das Spielkind, war natürlich entzückt.
Im Geiste sah ich
mich schon mit meinen Freunden mal ein Picknick hier veranstalten und
dachte schon sogar über Termine nach. Doch bevor ich da zu Ende
denken konnte, stieß ich auf ein weiteres Schild mit der Aufschrift
Bismarckturm.
Das Ganze entwickelte sich zu einer
Schnitzeljagd!
Also gut, kletter ich eben bisschen
weiter. Nach einigen Minuten sah ich auch den Turm. Stand erhaben
zwischen den Bäumen, irgendwie bedrohlich sogar. Wie verwunschene
Türme in alten Märchen...na gut, vielleicht hatten die Märchentürme
keine Graffiti-Bemalung, aber ihr versteht was ich meine.
Was ich toll fand, war das man da reingehen konnte, um ganz hoch auf den Turm zu steigen. Bei den Treppen, ist das aber sicher doch etwas, was man sich zweimal überlegt.
Allerdings konnte ich mir beim besten Willen keinen Reim daraus machen, was das für ein seltsames Konstrukt ganz oben sein sollte. Eine Glocke...war es wahrscheinlich nicht. Blitzableiter? Macht auch wenig Sinn.
Inzwischen erinnerte ich mich dunkel
daran, dass jemand mal was über die Thingstätte auf irgendeinem
Berg was gesagt hatte. War das etwa dieser Berg? Es hieß, der wäre
irgendwo in der Nähe vom Neckar, und der Berg gegenüber mit dem
Schloss konnte es nicht sein, weil ich den schon mehrmals erkundet
hatte (ja ich gestehe, zum Aufstieg von jenem Berg habe ich die
Bergbahn benutzt, aber dazu ist der schließlich da!). Wie auch
immer, wenn es der richtige Berg ist, dann muss er ja bald
auftauchen, dachte ich mir in meinem jugendlichen Wahnsinn. Und da
hatte mich auch schon der Ehrgeiz gepackt.
Ich lief weiter. Langsam machte sich
der Durst bemerkbar. Gott sei Dank hatte ich an diesem morgen,
entgegen meiner Art, eine kleine Wasserflasche mit in die Vorlesung
mitgenommen. Aber klug war es vermutlich wirklich nicht so ganz
unvorbereitet und alleine diesen Weg hochzusteigen. Es war noch
Vormittag, ich hatte um 9 Uhr angefangen hochzusteigen und wollte
mich zum Mittagessen im Marstall mit meiner Freundin treffen Es war
inzwischen halb 11 und ich hatte keine Ahnung, wie lang das noch
dauern würde, aber umkehren wollte ich jetzt wirklich nicht mehr. Unterwegs fand ich ganz goldige Plätze, wo man sich ausruhen konnte. Und im Wald gab es an den Wegkreuzungen kleine Felsen, auf der man lesen konnte, was in welcher Richtung lag. Dringend notwendig da oben...
Und damit man auch schöne Bilder vom Heidelberger Schloss machen kann, hatte man auch für Aussichtstürme gesorgt.
Ab
und an begegnete ich Joggern, die ganz entspannt den Berg hochliefen und
mich dabei fröhlich begrüßten. Ernsthaft, in meinem ganzen Leben
habe ich noch nie so viele freundliche Jogger gesehen, wie dort an
diesem Tag. Ob das an der himmlischen Ruhe dort lag (der Berg heißt
ja nicht umsonst Heiligenberg) oder daran, dass man dort instinktiv
freundlich zu jedem ist (der nächste Mensch, dem man dort begegnet
könnte ja, rein technisch gesehen, ein leicht reizbarer Psychopath
sein. Hey, man ist da wirklich ganz alleine!!!), konnte ich
allerdings dort nicht mit Sicherheit beurteilen.
Meine nächste Entdeckung hat mich zuerst seltsamerweise erschreckt. Keine Ahnung wieso, aber als ich mich gerade einen steilen Weg hochschleppte, tauchte plötzlich dieses Gebäude vor mir auf und ich fand es irgendwie gruselig.
Da drin ist großer Schacht, Heidenloch genannt. Im Gebäude selbst sind neben dem Schacht auch Beschreibungen über die Entdeckung und über die Funktion dieses Schachtes, aber natürlich weiß man nicht genau wozu es schlussendlich diente. Wahrscheinlich ein Brunnen, aber es gibt auch Legenden, das früher hier heidnische Rituale durchgeführt wurden. Und da gibt es natürlich auch die klassischen Sagen, dass man zum Beispiel eine Ganz hier reingeschmissen hat, und das die am Neckar oder ganz woanders wieder rausgekommen ist. Eine zeitlang war es anscheinend auch zugeschüttet und wurde erst in den 30er Jahren des 19. Jhd. wieder ausgegraben. Früher gab es auch kein Gebäude um den Schacht herum, was sicher damals für ein tragisches Ende für manchen Wanderer sorgte. Der Durchmesser der Grube ist sicher mindestens 3m und es ist ....tief.
Leider habe ich anscheinend keine Fotos vom Heidenloch selber gemacht, nur vom Gebäude.
Da mein Post etwas zu lang wurde, habe ich beschlossen, 2 Teile daraus zu machen. Der zweite folgt bald. :D
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