Wenn man erwähnt, dass man
Medizin studiert, ist eine der ersten Fragen über das Studium: „Ist es nicht
schrecklich Leichen zu schneiden? So was
könnte ich nie machen!“ Deshalb dachte ich, dass es für viele interessant sein
wird, mehr Einzelheiten über die Körperspenden und den sog. Präparierkurs zu
erfahren, wo die Körper studiert werden.
Die Körperspende:
1. Die Spender haben ihren Körper zu Lebzeiten nach gründlicher
Aufklärung und bei vollem Bewusstsein
zum Zwecke der Ausbildung angehender
Ärzte an ein Institut für Anatomie
gespendet.
2. Die Spender müssen das fünfzigste Lebensjahr vollendet haben und im
Einzugsgebiet der jeweiligen Universität wohnen, damit ihre Letztwillige
Verfügung gültig ist.
3. An der Universität Heidelberg werden die Beisetzungskosten auf dem Friedhof in
Heidelberg-Kirchheim und die Pflege der Grabstätte übernommen. Am Ende des
Präparierkurses wird eine gemeinsame Trauerfeier für alle Körperspenden
organisiert, wo alle Studenten, Dozenten und Verwandten des Menschen anwesend
sind.
4. Nach dem Tod des Spenders wird der Körper durch Injektion von
Formalin in die Beinschlagader konserviert und verbleibt in diesem Zustand für
ein Jahr bevor es im Studentenunterricht verwendet werden darf. Insgesamt
dauert es 12-24 Monate von der
Einlieferung bis zur Bestattung.
5. Menschliche Körper mit infektiösen Krankheiten oder nach Tod durch
Unfall kommen für eine Spende nicht in Frage
6. Aktuell gibt es mehr Spender als Bedarf. Für die Verwandten spielt
eine Kosteneinsparung für die Beerdigung oft eine Rolle, aber sie dürfen
selbstständig erkrankte Familienmitglieder nicht zur Körperspende anmelden. Da
für die Bestattung enorme Kosten anfallen, verlangen viele Universitäten eine
Selbstbeteiligung von den Spendern von
600 bis 1200 Euro.
Der Präparierkurs:
1. Er wird in den ersten 4. Semestern des Medizinstudiums
durchgeführt. Wann der Kurs anfängt und wie viele Semester er dauert ist je
nach Universität unterschiedlich. In Heidelberg findet er nur im ersten
Semester zweimal wöchentlich für je drei Stunden im Rahmen des Kursus für
makroskopischen Anatomie statt.
2. An einer Leiche dürfen zehn Studenten arbeiten. Die Studenten sind
in Schichten aufgeteilt.
3. Der Kurs findet an der Uni Heidelberg in zwei Sälen im Anatomischen
Institut in INF 307 in unmittelbarer Nähe der Zentralmensa statt.
4. Der spezifische Geruch im Seziersaal ist zum größten Teil nicht auf
den Leichen selbst sondern auf das Formaldehyd zurückzuführen. Das Formaldehyd
ist giftig und karzinogen.
5. Die Präparierinstrumente sind:
Skalpell, Pinzette und Sonde.
6. Das Präparieren stellt die stufenweise Freilegung von anatomischen
Strukturen wie Muskeln, Blutgefäße, Nervenbahnen und die einzelnen Organe.
Dafür muss das umgebende Fett entfernt
werden ohne die Strukturen zu verletzen, was oft eine schwierige Aufgabe
ist. Auch ein auf den ersten Blick dünn
aussehender Körper hat viel mehr Fett als erwartet.
7. Durch die Fixierung ist der Körper deutlich härter als beim
Lebenden und blutet nicht beim schneiden. Die Haut ist gräulich und lederartig.
8. Am Anfang wird die Haut entfernt. Die schon fertig präparierten
Körperteile werden entfernt und in schwarzen Tüten in einen individuellen Sarg
gelegt. Das sind die Arme und Beine, die einzelnen Organe und am Ende der Kopf.
Schließlich wird der Leichnam eingeäschert.
9. Die Studenten dürfen den Namen, das Alter oder die Todesursache des
Spenders nicht wissen. Die meisten gehören alten Menschen, die durch einen
natürlichen Tod gestorben sind.
10. Unbefugten ist der Zurtritt in den Präpariersaal verboten (z.B. neugierige Freunde von Medizinstudenten). Das Fotografieren im Saal ist ebenfalls nicht erlaubt.
Hoffentlich stillt dieser Zeitungsartikel eure Neugierde.
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