Sonntag, 15. März 2015

Dinge, die ihr über Körperspende nicht wusstet



Wenn man erwähnt, dass man Medizin studiert, ist eine der ersten Fragen über das Studium: „Ist es nicht schrecklich  Leichen zu schneiden? So was könnte ich nie machen!“ Deshalb dachte ich, dass es für viele interessant sein wird, mehr Einzelheiten über die Körperspenden und den sog. Präparierkurs zu erfahren, wo die Körper studiert werden.
Die Körperspende:
1. Die Spender haben ihren Körper zu Lebzeiten nach gründlicher Aufklärung und  bei vollem Bewusstsein zum Zwecke der  Ausbildung angehender Ärzte an ein Institut für Anatomie  gespendet.
2. Die Spender müssen das fünfzigste Lebensjahr vollendet haben und im Einzugsgebiet der jeweiligen Universität wohnen, damit ihre Letztwillige Verfügung gültig ist.
3. An der Universität Heidelberg werden die  Beisetzungskosten auf dem Friedhof in Heidelberg-Kirchheim und die Pflege der Grabstätte übernommen. Am Ende des Präparierkurses wird eine gemeinsame Trauerfeier für alle Körperspenden organisiert, wo alle Studenten, Dozenten und Verwandten des Menschen anwesend sind.
4. Nach dem Tod des Spenders wird der Körper durch Injektion von Formalin in die Beinschlagader konserviert und verbleibt in diesem Zustand für ein Jahr bevor es im Studentenunterricht verwendet werden darf. Insgesamt dauert es  12-24 Monate von der Einlieferung bis zur Bestattung.
5. Menschliche Körper mit infektiösen Krankheiten oder nach Tod durch Unfall kommen für eine Spende nicht in Frage
6. Aktuell gibt es mehr Spender als Bedarf. Für die Verwandten spielt eine Kosteneinsparung für die Beerdigung oft eine Rolle, aber sie dürfen selbstständig erkrankte Familienmitglieder nicht zur Körperspende anmelden. Da für die Bestattung enorme Kosten anfallen, verlangen viele Universitäten eine Selbstbeteiligung  von den Spendern von 600 bis 1200 Euro.
Der Präparierkurs:
1. Er wird in den ersten 4. Semestern des Medizinstudiums durchgeführt. Wann der Kurs anfängt und wie viele Semester er dauert ist je nach Universität unterschiedlich. In Heidelberg findet er nur im ersten Semester zweimal wöchentlich für je drei Stunden im Rahmen des Kursus für makroskopischen Anatomie statt.
2. An einer Leiche dürfen zehn Studenten arbeiten. Die Studenten sind in Schichten aufgeteilt.
3. Der Kurs findet an der Uni Heidelberg in zwei Sälen im Anatomischen Institut in INF 307 in unmittelbarer Nähe der Zentralmensa statt.
4. Der spezifische Geruch im Seziersaal ist zum größten Teil nicht auf den Leichen selbst sondern auf das Formaldehyd zurückzuführen. Das Formaldehyd ist giftig und karzinogen.
5. Die Präparierinstrumente sind:  Skalpell, Pinzette und Sonde.
6. Das Präparieren stellt die stufenweise Freilegung von anatomischen Strukturen wie Muskeln, Blutgefäße, Nervenbahnen und die einzelnen Organe. Dafür muss das  umgebende Fett entfernt werden ohne die Strukturen zu verletzen, was oft eine schwierige Aufgabe ist.  Auch ein auf den ersten Blick dünn aussehender Körper hat viel mehr Fett als erwartet.
7. Durch die Fixierung ist der Körper deutlich härter als beim Lebenden und blutet nicht beim schneiden. Die Haut ist gräulich und lederartig.
8. Am Anfang wird die Haut entfernt. Die schon fertig präparierten Körperteile werden entfernt und in schwarzen Tüten in einen individuellen Sarg gelegt. Das sind die Arme und Beine, die einzelnen Organe und am Ende der Kopf. Schließlich wird der Leichnam eingeäschert.
9. Die Studenten dürfen den Namen, das Alter oder die Todesursache des Spenders nicht wissen. Die meisten gehören alten Menschen, die durch einen natürlichen Tod gestorben sind.
10. Unbefugten ist der Zurtritt in den Präpariersaal verboten (z.B. neugierige Freunde von Medizinstudenten). Das Fotografieren im Saal ist ebenfalls nicht erlaubt.

Hoffentlich stillt dieser Zeitungsartikel eure Neugierde.

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