Es klang nach einem Spaziergang - einem Akt kleinster Anstrengungen.
Doch weit gefehlt war all mein Denken, denn vergaß ich die große Schwierigkeit einen Zeitungsartikel zu verfassen: das Thema.
Über was schreibe ich? Der Artikel soll vom Wohnheim handeln, wenigstens über Heidelberg. Wie schreibe ich? Förmlich und sachlich wie das FAZ oder wie ein Romanciere? Welche Sprache verwende ich? Wie man sieht schreibe ich auf Deutsch, da doch trotz internationalität des Hauses 70% der Bewohner deutschsprachig sind (siehe Artikel von Chris "How international is the "International House" really?").
Angesichts des ungewöhnlichen Winters begann ich einen Artikel zu schreiben über den Klimawandel und die Auswirkungen, die hier in Heidelberg davon spürbar sind. Ich lieh mir ein Buch aus um mehr darüber nachzulesen. Das Thema schien perfekt.
Wie war es mit dem Klimawandel 2011/2012 in Heidelberg? Es war ein milder Winter - effektiv nur ein Tag Schnee im Schnee - fast könnte man versucht sein wieder von globaler Erwärmung zu sprechen. Dann jedoch nach Neujahr war alles anders: Die "globale Erwärmung" war nicht mehr - vergangen wie das Jahr 2011. Kälte bricht ein, es wird still in Heidelberg. Leider bin oft gezwungen oft noch das Haus zu verlassen. Ich denke über eine Art Revolution nach in der ich einfach zu Hause bleibe und andere meinem Beispiel folgen sollten und eine Veränderung einzuleiten. Alle Hoffnungen, die ich in die "Erwärmung" setzte schienen verspielt. Im Februar sollte der Neckar in seiner märchenhaften Eishülle ein Zeugnis des Klimawandels werden.
Die Verbrennung fossiler Energieträger heizte die Atmosphäre in den vergangenen 100 Jahren um 0,7 Grad Celsius auf. "Ist der Klimawandel eine schreckliche Bedrohung oder Schaumschlägerei?" fragt Tim Flannery in seinem Buch: Wir Wettermacher - Wie die Menschen das Klima verändern und was das für unser Leben auf der Erde bedeutet. Vor 30 Jahren waren sich Experten nicht sicher ob sich die Erde erwärmen oder abkühlen würde - sie waren sich uneins, ob die Zukunft im Kühl - oder Treibhaus stattfinden wird.
Tim Flannery ist Klimaforscher. Er ist im Rahmen seiner Forschungen um die ganze Welt geflogen, klimatisch allerdings bedenklich wie ich finde. Eines Nachts flog er von Singapur nach London, blickte aus dem Kabinenfenster und sah eine hell erleuchtete Stadt. "Lichterketten erstreckten sich über den Horizont, strahlten so hell, mit so viel Energie, aus 10.000 Meter Höhe erschien ihm die Atmosphäre so dünn und fragil". Er erkundigte sich nach der Stadt, doch er kannte sie nicht. Ihm wurde bewußt, daß die Welt voller solcher Städte ist, "die den Nachthimmel mit fossilen Brennstoffen so erstrahlen lassen". Aus seinem Anfänglichen Interesse an der Forschung wurde Angst.
Das scheinbar mangelnde Interesse etwas dagegen zu unternehmen hat interpretiert er einprägsam: "eines der größten Hindernisse bei Mobilisierung gegen den Klimawandel besteht darin, dass er zu einem Klischee geworden ist, noch ehe man ihn richtig verstanden hat".
Mir selbst ist es beim Lesen ähnlich ergangen wie dem Autor. Mit gemischten Gefühlen wie Interesse und Befürchtungen bishin zur Angst las ich Seite um Seite, machte mir Notizen und begann diesen Artikel zu verfassen. Ich dachte Handeln zu müssen, den Menschen zu zu rufen: "löscht die Laternen! Müsst ihr die Schaufensterbeleuchtung unbedingt die ganze Nacht brennen lassen und möglicherweise auch am Tage?", dachte daran in den Wald zu gehen um Feuerholz zu sammeln. Dann später, nach einer Ermahnung aufgrund unerlaubten Holzsammels zu Heizzwecken, musste ich festzustellen, daß das Thema Klimawandel vielleicht doch nicht das geeignete für eine kleine Wohnheimzeitung ist.
Das Thema allgemein, welches ich immernoch, jetzt erst recht, als die große Schweierigkeit beim verfassen eines Artikels sehe, ist noch genauso weit entfernt, wie das Umdenken mancher Menschen.
Balzac sagte sinngemäß, dass man gute Literatur daran erkennt, dass man nichts mehr weglassen kann.
Und nicht etwa dass man nichts mehr hinzufügen muss.
Bei diesem Artikel stoße ich dabei auf eine weitere Schwierigkeit - ich frage mich wieviel ich kürzen muss um ihn, den Artikel, zu "guter Literatur" machen. Ich fürchte alles.
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