Sonntag, 14. Dezember 2014

Famulatur an der Sommerakademie (Mediziner-Special)



Die Krankenpflegepraktika sind abgeleistet, das Physikum bestanden: ab in den langersehnten klinischen Abschnitt des Medizinstudiums. Man hat oft gehört, dass das Studium ab jetzt viel mehr Spaß macht. Man darf sich auch auf die neuen vier Monate Pflichtpraktika (sog. Famulaturen) freuen (Yay!): zwei Monate stationär, einen Monat ambulant und neuerdings einen Monat in einer Hausarztpraxis.
Viele Medizinstudenten beginnen früh ihre Famulaturen zu planen, manche nutzen die Gelegenheit ins Ausland zu gehen und Pflicht und Spaß zu vereinbaren. Für diejenigen, die mindestens den stationären Teil in Deutschland ableisten wollen, habe ich einen sehr guten Tipp: die Sommerakademie im Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam, ein akademisches Lehrkrankenhaus der Humboldt-Universität Berlin (Charité).




Die Sommerakademie wird seit 2012 von engagierten Assistenzärzten organisiert. Es handelt sich um eine zweimonatige Famulatur (August und September) in einem Bereich der Inneren Medizin. Zur Auswahl stehen zehn internistische Stationen in der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, der Klinik für Kardiologie und Angiologie, der Klinik für Nephrologie und Endokrinologie und der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie. Für den Sommer 2015 werden nach Mitteilung der Organisatoren chirurgische Stationen zur Auswahl stehen. An der Sommerakademie können 8-12 Studenten teilnehmen, wobei jeder eine Heimatstation wählen kann, wo er eingearbeitet und in den Stationsalltag eingebunden wird. Zu den Aufgaben der Famulanten gehörten tägliche Blutentnahmen, Legen von peripheren venösen Zugängen, Aufnahmegespräche usw., natürlich mit  Unterstützung durch den Stationsärzten.

Was die Sommerakademie von den anderen Famulaturen unterscheidet, sind die täglichen Seminare, größtenteils durch Chef- und Oberärzte, über die wichtigsten Krankheitsbildern der Inneren Medizin. Zusätzlich finden jede Woche Kurse in Kleingruppen statt, die für den Klinikalltag notwendige Fertigkeiten beibringen sollen: körperliche Untersuchungen, Reanimation, Ultraschall sowie einige Chefarztvisiten auf verschiedenen Stationen. Es werden ebenfalls Hospitationen in den Funktionsabteilungen wie Endoskopie, Herzkatheter und Dialyse ermöglicht. Auch hier gilt: je mehr Eigeninitiative man ergreift, desto mehr sieht und lernt man.





Als ich in Potsdam famuliert habe, hatte ich das Glück an einem praktisch orientierten zweitägigen Advanced-Live-Support-Kurs zusammen mit den Ärzten teilzunehmen, deren Kosten das Krankenhaus als Arbeitsgeber übernommen hat. Weiterhin werden für die Teilnehmer an der Sommerakademie kostenfrei ein tägliches Mittagessen und Unterkunft in den Apartements des Klinikums gestellt. Potsdam ist mit seiner unmittelbaren Nähe zu Berlin (20 Minuten mit der Bahn) ziemlich attraktiv. Auch die Medizinstudenten an der Charité machen ihre Famulaturen und PJ-Teriale gerne im Ernst-von-Bergmann-Klinikum. Somit ist die Sommerakademie eine wunderschöne Möglichkeit Kollegen aus anderen Städten kennenzulernen. Im Sommer 2014 gab es Medizinstudenten aus Berlin, Lübeck, Rostock, Würzburg, Ulm und Graz.


Die Stadt Potsdam an sich ist ebenfalls sehr schon mit ihren zahlreichen Schlössern und Parks: Sanssouci, Charlottenhof, Cecilienhof, Babelsberg und andere. Nach dem langen Arbeitstag auf Station kann man in den mehreren Seen in der Umgebung  schwimmen und sich entspannen.


Die Bewerbung für die Sommerakademie findet in der Regel Anfang April bis Mitte Mai statt. Man braucht ein kurzes Motivationsschreiben, einen Lebenslauf und ggf. die Zeugnisse bereits absolvierter Famulaturen. Wenn ihr genug von Heidelberg habt und einen schönen Sommer in einer anderen Ecke Deutschlands verbringen und gleichzeitig viel lernen wollt, ist die Sommerakademie in Potsdam die richtige Entscheidung.

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