Die Krankenpflegepraktika sind abgeleistet, das Physikum bestanden: ab in
den langersehnten klinischen Abschnitt des Medizinstudiums. Man hat oft gehört,
dass das Studium ab jetzt viel mehr Spaß macht. Man darf sich auch auf die
neuen vier Monate Pflichtpraktika (sog. Famulaturen) freuen (Yay!): zwei Monate
stationär, einen Monat ambulant und neuerdings einen Monat in einer
Hausarztpraxis.
Viele Medizinstudenten beginnen früh ihre Famulaturen zu planen, manche
nutzen die Gelegenheit ins Ausland zu gehen und Pflicht und Spaß zu
vereinbaren. Für diejenigen, die mindestens den stationären Teil in Deutschland
ableisten wollen, habe ich einen sehr guten Tipp: die Sommerakademie im
Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam, ein akademisches Lehrkrankenhaus der Humboldt-Universität Berlin (Charité).
Die Sommerakademie wird seit 2012 von engagierten Assistenzärzten
organisiert. Es handelt sich um eine zweimonatige Famulatur (August und
September) in einem Bereich der Inneren Medizin. Zur Auswahl stehen zehn
internistische Stationen in der Klinik für Hämatologie, Onkologie und
Palliativmedizin, der Klinik für Kardiologie und Angiologie, der Klinik für
Nephrologie und Endokrinologie und der Klinik für Gastroenterologie und
Infektiologie. Für den Sommer 2015 werden nach Mitteilung der Organisatoren
chirurgische Stationen zur Auswahl stehen. An der Sommerakademie können 8-12
Studenten teilnehmen, wobei jeder eine Heimatstation wählen kann, wo er
eingearbeitet und in den Stationsalltag eingebunden wird. Zu den Aufgaben der
Famulanten gehörten tägliche Blutentnahmen, Legen von peripheren venösen
Zugängen, Aufnahmegespräche usw., natürlich mit Unterstützung durch den
Stationsärzten.
Was die Sommerakademie von den anderen Famulaturen unterscheidet, sind die
täglichen Seminare, größtenteils durch Chef- und Oberärzte, über die
wichtigsten Krankheitsbildern der Inneren Medizin. Zusätzlich finden jede Woche
Kurse in Kleingruppen statt, die für den Klinikalltag notwendige Fertigkeiten
beibringen sollen: körperliche Untersuchungen, Reanimation, Ultraschall sowie
einige Chefarztvisiten auf verschiedenen Stationen. Es werden ebenfalls
Hospitationen in den Funktionsabteilungen wie Endoskopie, Herzkatheter und
Dialyse ermöglicht. Auch hier gilt: je mehr Eigeninitiative man ergreift, desto
mehr sieht und lernt man.
Als ich in Potsdam famuliert habe, hatte ich das Glück an einem praktisch
orientierten zweitägigen Advanced-Live-Support-Kurs zusammen mit den Ärzten
teilzunehmen, deren Kosten das Krankenhaus als Arbeitsgeber übernommen hat. Weiterhin
werden für die Teilnehmer an der Sommerakademie kostenfrei ein tägliches
Mittagessen und Unterkunft in den Apartements des Klinikums gestellt. Potsdam
ist mit seiner unmittelbaren Nähe zu Berlin (20 Minuten mit der Bahn) ziemlich attraktiv.
Auch die Medizinstudenten an der Charité machen ihre Famulaturen und PJ-Teriale
gerne im Ernst-von-Bergmann-Klinikum. Somit ist die Sommerakademie eine
wunderschöne Möglichkeit Kollegen aus anderen Städten kennenzulernen.
Im Sommer 2014 gab es Medizinstudenten aus Berlin, Lübeck, Rostock, Würzburg,
Ulm und Graz.
Die Stadt Potsdam an sich ist
ebenfalls sehr schon mit ihren zahlreichen Schlössern und Parks: Sanssouci,
Charlottenhof, Cecilienhof, Babelsberg und andere. Nach dem langen Arbeitstag
auf Station kann man in den mehreren Seen in der Umgebung schwimmen und sich entspannen.
Die Bewerbung für die Sommerakademie findet in der Regel Anfang April bis
Mitte Mai statt. Man braucht ein kurzes Motivationsschreiben, einen Lebenslauf
und ggf. die Zeugnisse bereits absolvierter Famulaturen. Wenn ihr genug von
Heidelberg habt und einen schönen Sommer in einer anderen Ecke Deutschlands
verbringen und gleichzeitig viel lernen wollt, ist die Sommerakademie in
Potsdam die richtige Entscheidung.
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