Dienstag, 29. Januar 2013


Interview mit Cezmi Yildirim – Tutor für Internationale Studierende im Internationale House (INF 129)


Frage 1: Wie bist Du zu dem Job des Tutors für Internationale Studierende gekommen? Was hat Dich dazu gebracht, den Job übernehmen zu wollen?

Ich habe auf dem Infobrett am Eingang vom Wohnheim gesehen, dass das Studentenwerk einen Tutor für internationale Studierende sucht.
Ich interessiere mich sehr für fremde Länder, Kulturen und Sprachen. Ich möchte möglichst viel Kontakt zu Studierenden haben, die aus dem Ausland kommen, denn der Umgang mit Ihnen stellt für mich eine Bereicherung da.


Frage 2: Was sind die Inhalte Deiner Aufgabe?

In erster Linie bin ich für die Betreuung der internationalen Studierenden zuständig, d. h. wenn sie Fragen haben, können sie sich jederzeit an mich wenden. Ich sorge dafür, dass man sich regelmäßig trifft, zusammen Spiele spielt, gemeinsam kocht und den Abend genießt. Dadurch habe ich es geschafft, eine angenehme Atmosphäre unter den Studierenden zu schaffen. Es ist für mich auch wichtig, dass sich die Studierenden untereinander kennenlernen und anfreunden. Ich helfe den Studierenden auch beim Dolmetschen. Erst kürzlich habe ich einer Studentin beim Übersetzen geholfen.


Frage 3: Was hast Du in Deiner „Amtszeit“ bewegt, was ist neu?

Ich habe dafür gesorgt, dass mehr Leben in unser Wohnheim kommt und dass die Anonymität abnimmt. Ich kam auf die Idee, eine Art Gesellschaftsspiel einzuführen, denn bei einem Rollenspiel kann man sich am besten kennenlernen und die Eiszeit beenden. Deshalb kam ich auf den Gedanken, das Spiel „Werwölfe von Düsterwald“ einzuführen, um eine warme Atmosphäre im Wohnheim zu schaffen. Durch diesen Spieleabend, der einmal pro Woche stattfindet, habe ich es geschafft, dass sich so viele Studenten kennengelernt haben. Zuvor war es so, dass man sich im Aufzug anschwieg, aber heute unterhält man sich auch dort, denn durch das Spiel haben sich so viele kenngelernt und untereinander angefreundet. Es ist nicht nur so, dass die Studierenden zum Spieleabend zusammenkommen, sondern es ist auch so, dass sie auch privat was unternehmen. Im Falle der internationalen Studenten hat sich das Spiel als eine Art Erfolgsgarantie für die Integration im Haus bewährt, denn dadurch konnten sehr viel internationale Studenten in das aktive Leben des Wohnheims eingegliedert werden. Sie haben schneller Anschluss gefunden und viele neue Kontakte geknüpft. Es entstand somit ein Netzwerk, auf das die internationalen Studierenden immer zurückgreifen und ihren Kontaktbereich deutlich erweitern konnten.


Frage 4: Was hat Dir besonders gut gefallen, wo siehst Verbesserungsbedarf hinsichtlich des Angebots zur Integration internationaler Studierender?

Mir hat es besonders gut gefallen, dass man wirklich die Fortschritte sehen konnte. Neu zugezogene internationale Studierende haben sich mit anderen Studenten verabredet und sich angefreundet. Durch das vermehrte Freizeitangebot im Wohnheim selbst, konnte die Qualität des Wohnheims erhöht werden. Auch hat die gemeinsame Freizeitgestaltung deutlich zugenommen. Verbesserungsbedarf sehe ich bei der Organisation, denn es sollte den Tutoren für internationalen Studierenden ermöglicht werden, sich freier und flexibler zu bewegen, denn wir sind immer auf die Unterstützung der Gemeinschaftsraumtutoren angewiesen.


Frage 5: Wie ist das Feedback der Studierenden im Wohnheim?

Durch und durch positiv. Die Studenten haben mir gezeigt, dass sie sehr gerne zum Spieleabend kommen und durch diesen Spieleabend so viele neue nette Leute kennengelernt haben, mit denen sie heute befreundet sind.


Frage 6: Was hälst Du von einer Kooperation mit den umliegenden Wohnheimen in Sachen Integration
internationaler Studierender? Wie könnte eine solche aussehen?

Durch den Spieleabend haben wir die Kooperation mit den umliegenden Wohnheimen deutlich erhöht, denn es sind immer mehr Studenten aus den umliegenden Wohnheimen zum Spieleabend gekommen. Dadurch konnten sich die Studenten aus den anderen Wohnheimen mit den Studenten unseres Wohnheimes austauschen und anfreunden. Auch gehen jetzt vermehrt Studenten aus unserem Wohnheim in die Bar von INF 133.


Das Interview wurde geführt von Toni Böhme.

Als die Bagger kamen – Schlaf wird überbewertet

Von Toni Böhme

Man fragt sich doch manchmal schon – da wird ein Haus circa 20 Meter vor dem eigenen Haus abgerissen und die Verantwortlichen wundern sich, dass man das kritisiert. Im Frühjahr 2012 wurde das Nachbarwohnheim abgerissen. Nachdem das ganze Gebäude entkernt wurde, kam der Abrissbagger – geliefert mitten in der Nacht zwischen 0 und 1:30 Uhr. Dann begann der Spaß – eine Kommunikation in der Wohnung war bei geöffneten Fenstern nicht möglich, bei geschlossenem Fenster nur schwerlich, der Staub legte sich auf die Balkonmöbel, der Wohnwert war erheblich gemindert. Womit wir bereits beim Stichwort wären – Mietminderung. So bestimmt § 536 Absatz 1 BGB:

„Hat die Mietsache zur Zeit der Überlassung an den Mieter einen Mangel, der ihre Tauglichkeit zum vertragsgemäßen Gebrauch aufhebt, oder entsteht während der Mietzeit ein solcher Mangel, so ist der Mieter für die Zeit, in der die Tauglichkeit aufgehoben ist, von der Entrichtung der Miete befreit. Für die Zeit, während der die Tauglichkeit gemindert ist, hat er nur eine angemessen herabgesetzte Miete zu entrichten. Eine unerhebliche Minderung der Tauglichkeit bleibt außer Betracht.“

Völlig unbeachtet bleibt dabei der Aspekt, dass der Vermieter nichts für den Mangel kann, ihm, technisch gesprochen, also kein Verschulden zur Last fällt, denn die Mitminderung im Rahmen des Mietrechts ist verschuldensunabhängig. Hintergrund dieser – vielleicht auf den ersten Blick etwas ungerecht erscheinenden – Regelung ist, dass der Mieter auf jeden Fall nichts für einen Mangel am Mietobjekt kann und er schließlich nur dafür zahlen soll, was er auch bekommt. Der Vermieter, dessen Mietgewinn also in Folge der Mietminderung geringer ausfällt, kann seinerseits Schadensersatzansprüche beim Verursacher geltend machen, sodass am Ende derjenige zahlen muss, der den Schaden verursacht hat, folglich also die Klinik als Bauträger. Mit einer in diese Richtung gehenden Argumentation habe ich mich in Verhandlungen mit dem Studentenwerks gesetzt – und bin zunächst auf taube Ohren gestoßen: Man könne dafür nichts, und überhaupt sei alles ja gar nicht so schlimm. Der für das Internationale House zuständige Bearbeiter, Herr Kryzer, war dabei der einzige, der Verständnis zeigte und mich zwecks abschließender Klärung an die Geschäftsleitung weitergeleitet hat. Schließlich wandte ich mich an die Geschäftsleitung, namentlich an Frau Dr. Leiblein. Mit ihr war eine Diskussion mit offenem Visier möglich und schließlich auch sachdienlich. Im Ergebnis erhielt die Westseite des Wohnheims 10 Prozent und die Ostseite des Wohnheims sogar 20 Prozent Mietminderung für die Monate April bis Juni 2012. Hinzu kamen kleine Vergünstigungen wie eine kostenlose Autowäsche für die verschmutzten Autos auf den Parkflächen. Insgesamt heißt es also: Recht haben, heißt noch lange nicht auch Recht bekommen – wer sich aber seines Rechts sicher ist, sollte sich nicht abblocken lassen und so lange nachhaken, bis sich etwas dreht.

Geht da noch was? – INF 129: status quo und Potentiale
Von Toni Böhme

Als ich vor 5 Jahren in dieses Haus eingezogen bin, als motivierter und partywilliger Ersti, war ich doch schon etwas verwundert, dass es einen Gemeinschaftsraum gibt, in dem sich sogar eine Bar befindet, der aber mehr geschlossen als geöffnet ist – komische Sache. Heute, nach 5 Jahren, wird das Potential des Gemeinschaftsraums genutzt; es werden Spieleabende organisiert, Tischkicker-Turniere ins Leben gerufen und Filmeabende angeboten.
    Hinzu kommen die Angebote des Kulturteams, den Weihnachtsmarkt zu besuchen oder im Sommer zusammen einen Ausflug an den Neckar zu machen. Dies ist insbesondere für internationale Studierende sehr wertvoll, da sich so leicht Kontakte knüpfen lassen und das Gemeinschaftsleben gefördert wird.
Doch was kann man noch verbessern? Hier sind einige Verbesserungsvorschläge:

1. Vor dem Haus befindet sich eine große Wiesenfläche. Man könnte im Sommer einen kleinen Pavillon aufbauen und einen Grill daneben stellen. Gerade an Sommerabenden würde diese Möglichkeit sicher genutzt werden.

2. Die Fahrstuhl-Problematik ist allseits bekannt. Entweder sollte man auf den zweiten – immer wieder defekten – Fahrstuhl verzichten, oder ihn so reparieren, dass er – immer und einwandfrei – funktioniert. Die Wohnheimsprecher sollten hier eine abschließende Entscheidung beim Studentenwerk erwirken. Alles ist besser, als dass mehrmals pro Woche Leute im Fahrstuhl stecken bleiben.

3. Im Waschraum funktionieren seit Monaten 2 Wäschetrockner und eine Waschmaschine nicht. Diese Probleme sind bekannt. Eine Reparatur wäre wünschenswert.

4. Sanktionen gegen die Fahrstuhl-Chaoten: Eines ist unverständlich, und zwar, warum jedes Plakat und jeder sonstige Aushang im Fahrstuhl in Minutenschnelle zerstört wird. So etwas sollte man nicht weiter zulassen, denn es ist respektlos gegenüber den Leuten, die sich die Mühe machen und Aushänge anbringen. Hier halte ich eine „Zero-Tolerance“-Strategie für angemessen. Wer bei so etwas erwischt wird, wird gemeldet.

Diese Verbesserungsvorschläge sollen nicht den Eindruck erwecken, als gäbe es viele Probleme in unserem Haus. Vielmehr ist es so, dass Vieles verbessert wurde, und noch einige spezifische Punkte offen sind, die mit geringem Aufwand behoben werden könnten.

Die Wölfe kommen!
Von Toni Böhme

Was ist denn da los?




Mittwochs bzw. freitags abends wird’s laut und hektisch im Gemeinschaftsraum des Internationale House (INF 129). Die Tutoren für Internationale Studierende haben da etwas ganz Neues ausgepackt: „Die Werwölfe von Düsterwald“. Thematisch geht es darum, dass das kleine Dörfchen Düsterwald von Werwölfen heimgesucht wird und der Spieler versucht, die Wölfe, die sich als Bürger getarnt haben, zu entlarven. Die Werwölfe vom Düsterwald spielt man als Rollenspiel, das heißt: Jeder Mitspieler bekommt eine Rolle. Es gibt die Bürger und die Werwölfe. Die Bürger haben die Aufgabe, die Werwölfe zu finden und sie zu töten, wohingegen die Werwölfe die Aufgabe haben, die Bürger zu verspeisen. Bis zu 29 Leute können mitspielen. Dieses Rollenspiel wurde bereits mit einigen Preisen ausgezeichnet, zum Beispiel mit der Bronzemedaille bei der Ludexpo 2001 sowie mit dem Großen Publikumspreis und den As d'Or in der Kategorie Animationsspiel (As d’Or du jeu d’animation) beim Internationalen Festival der Spiele 2002 in Cannes. „Die Werwölfe von Düsterwald“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt; einstweilen ist das Spiel zu einem der gängigsten Spiele überhaupt geworden, so auch als Forenspiel im Internet. Um eine bessere Vorstellung vom Spiel zu bekommen ist diese Link sehr empfehlenswert: http://www.youtube.com/watch?v=xEC_h-8lGfU
„Es dazu dient, dass sich die Leute untereinander kennenlernen; außerdem ist es durchaus darauf ausgerichtet, dass die internationalen Studies mit in die Gemeinschaft integriert werden“, so Cezmi Yildirim, Tutor für internationale Studierende. Er organisiert seit diesem
Semester Spieleabende im Internationale House (INF 129). „Es hat mir richtig Spaß gemacht, es waren teilweise bis zu 35 Studies da.“, so Cezmi.
Nach dem Haupt-Event, das Werwölfe-Spiel, klingen die Spieleabende im Internationale House (INF 129) mit Tischkickern und Pokern aus.
Alles in allem lässt sich festhalten, dass das Angebot in unserem Wohnheim zur Förderung der Gemeinschaft deutlich verbessert wurde. Früher öffnete der Gemeinschaftsraum zwei Mal im Jahr – zu den Wohnheimpartys; nunmehr jede Woche. Weiter so!

Montag, 28. Januar 2013

Von Wohnheimen und Werwölfen

Von Wohnheimen und Werwölfen

Von J. S.
Meinen lieben Werwölfen


Es ist wie ein dunkles Geheimnis, das eines der grauen, hoch über den Neckar ragenden Häuser umgibt. Von Woche zu Woche umschleicht es das INF 129 wie eine unruhige Katze, stiehlt sich ins Foyer wie ein allwöchentlicher Gast und schlüpft wie selbstverständlich durch die einladend geöffnete Tür des erleuchteten Gemeinschaftsraumes.
Es ist viel mehr als ein Ereignis, das hinter verschlossenen Türen, im Flüsterton oder nur im Aufzug besprochen wird. Es ist eines der seidenen Bänder, die einige Bewohner des International House zusammenrücken lassen. Wenn die Zeit reif ist.


Nima K. kehrte soeben vom Einkaufen ins Erdgeschoss des International House zurück; die Glasfassade hinter ihrer schmalen, hohen Figur war vom königsblauen Nachthimmel ganz dunkel. Sorgsam platzierte sie beide Einkaufstaschen neben sich und starrte nun wartend auf den gelb leuchtenden Knopf, der zuversichtlich signalisierte, dass bald ein Aufzug kommen und ihr den Gang in den 7. Stock ersparen würde.
Nima war gerade in Gedanken an das baldige Abendessen versunken, als sie eine Mädchenstimme vernahm, die sich eindringlich ihren Weg durch die Stille bahnte.

    „Ich?“, drang es verzagt und dünn aus dem Gemeinschaftsraum. „Aber ich bin es nicht, ich schwöre es! Lasst mich bitte beweisen, dass ich euch helfen kann. Ihr werdet es bereuen, wenn ihr mich umbringt.“
Nimas Augenlider zuckten, die runde, damenhafte Stirn kräuselte sich in irritierte Falten. Sie blickte kurz um sich, so, wie man es tut, wenn etwas Außergewöhnliches passiert und es zunächst zu prüfen gilt, ob man der einzige Zeuge ist.
    „Leute, wir haben nicht ewig Zeit, bringen wir sie nun einfach um?“ Der dunkle, jungenhafte Ton der zweiten Stimme wirkte entnervt und nicht auf Widerspruch sinnend. In ihrem festen Klang lag ein ungeduldiges Augenrollen.
    „Wa-wa-wwaaas?“ Das Entsetzen schallte so schwer in der Stimme der jungen Frau wieder, dass sie fast daran zu ersticken schien. Sie hatte scheinbar nicht mit einer so leichtfertigen Reaktion gerechnet.
Der ernste Tonfall, die Atmosphäre, die plötzlich so angespannt war, dass sie in der Luft zu zerplatzen drohte, ließen Nima innehalten. Nicht sicher, ob sie überhaupt richtig gehört hatte und wie sie nun handeln sollte, verharrte sie einen weiteren Augenblick und horchte angehalten Atems in den Gemeinschaftsraum.
    Gemurmel machte sich laut, schwoll zu einem gurgelnden Stimmenbach an und wurde jäh von der resoluten Jungenstimme unterbrochen.
    „Okay, Leute, Ruhe mal kurz.“ Eine gehorsame Stille trat augenblicklich ein.    „Ich würde sagen, wir kommen zur Abstimmung. Auf drei stimmen wir ab – Daumen hoch für Leben, Daumen runter für Töten. Eins… Zwei…. Drei!“
Die anhaltende Verwirrung und die Ungewissheit, die sich mit unbändiger Neugierde mischte, waren kaum noch erträglich und so entschied Nima, einen unbemerkten Blick in den Gemeinschaftsraum zu wagen.

Im fahlen Licht der aufgestellten Teelichter sah sie ein blondes Mädchen stehen. Das lange Haar floss ihr in vollen Locken über beide Schultern. In ihren haselnussbraunen Murmelaugen lauerten ein entsetzter Blick und der glasige Hauch einer dunklen Vorahnung.
    Ihr gegenüber ein Halbkreis von knapp fünfzehn Menschen, die jeweils per Handzeichen ihre Entscheidung angaben.
Schwach war zu vernehmen, wie der großgewachsene Diskussionsleiter Zahlen vor sich hin wisperte und die Auszählung der Stimmen vornahm.
    „Klares Ergebnis. Dreizehn zu Zwei. Töten, also.“ 
Aufbrausender Applaus und Jubel.
    „Und? War sie nun ein Werwolf oder nicht?“, rief ein junger Beisitzender mit Brille ins Getöse.
Die Gesichter der Runde blickten gebannt auf das Mädchen, das beinahe den Tränen nahe auf der Unterlippe nagte. Es erinnerte an eine Hexenverbrennung im 16. Jahrhundert.
    Schweigen.
    Und plötzlich geschah etwas, dass Nima nicht mehr hätte verwirren können.
Mit einem Mal fiel alle Angst, alle Furcht, alle Wut über die scheinbare Ungerechtigkeit, die ihr widerfahren soll aus dem blassen Gesicht des Mädchens. Stattdessen nahmen freudige Röte und ein breites Lächeln ihr immer selbstbewusster werdendes Antlitz ein. Die vor Traurigkeit noch vor Kurzem ganz kleinen Augen, lebten jäh auf und blickten dunkel und  verschmitzt in die Runde.
    „Werwolf.“, zischte sie mit einer solchen Kühlheit zwischen den gerade eben noch so warmen, freundlichen Lippen hervor, dass Nima erschrak.
    Noch lauteres Gejubel.
    „Sabine, ich wusste es doch.“, tönte eine Frauenstimme aus dem überschwänglichen Stimmengewirr heraus. „Wir haben den Werwolf getötet!“, rief ein anderer. Ein Schwall an Lob und Anerkennung schlug der mittlerweile gar nicht mehr verschüchtert wirkenden Sabine entgegen.
    Vorsichtig trat Nima einen Schritt zurück, gänzlich überrumpelt von dieser so seltsamen Situation, deren ungewollter Zeuge sie geworden war.
Das gelbe Licht des Aufzugknopfes erlosch und die graue Tür glitt metallisch zur Seite. Sie warf einen letzten Blick in die ausgelassene Gemeinschaft.
Seltsame Bräuche hat man hier in Heidelberg, dachte sich Nima, griff nach beiden Taschen und stapfte verständnislos den Kopf schüttelnd in den leeren Aufzug.

Tatsächlich handelte es sich bei diesem skurrilen Spektakel, von dem Nima noch oft ihren Freunden erzählen würde, nicht um einen sonderbaren, deutschen Brauch, der als fast vergessen gilt und in Heidelberg wieder auflebt. Vielmehr handelte es sich um das beliebte Gesellschaftsspiel Die Werwölfe von Düsterwald (im französischen Original: Les loups-garous de Thiercelieux)
    Jeden Freitag um 20 Uhr verwandelt sich der Gemeinschaftsraum des INF 129 in den Düsterwald: Bei Chips und Kuchen, Butter Chicken und Salaten, kühlem Bier und kalter Limonade, findet sich eine kleine, und mit jedem Mal größer werdende Gruppe von Bewohner im Gemeinschaftsraum ein.
    Während des Spiels verwandelt sich sie gesellige Runde in eine Dorfgemeinde, deren Ziel es ist, bei Tage herauszufinden, bei welchen der anwesenden Bewohner es sich um einen Werwolf handeln könnte. Die Suche gestaltet sich oftmals als schwierig, da sich die Wölfe schlauerweise nur nachts zeigen wenn die gutbürgerlichen Bewohner schlafen und bei geschlossenen Augen nicht mitbekommen, was vor sich geht.
Es gilt für den guten Bürger also, die Werwölfe rechtzeitig zu eliminieren, ehe sie mit jeder Nacht einen weiteren guten Bewohner des Dorfes töten können und das Spiel gewinnen.

Jeder Bewohner des Wohnheimes ist herzlich dazu eingeladen, der Dorfgemeinde dabei zu helfen – oder als gewitzter Werwolf aufzublühen und alle ähnlich wie Sabine mit viel Charme und Schauspiel in Erstaunen zu versetzen.


Nicht auf Tippfehler geprüft.

Wohn(t)räume - Teil I und II


Wohn(t)räume - TEIL I und II

Von J. S.


Es handelt sich hierbei um die zusammengefasste Version meiner Artikel.
Viel Spaß beim Lesen und Durchstöbern!





Weiße Wände und unveränderliche Wohnheim-Tristesse? Vermutlich das, was man dem Studentenwohnheimleben am ehesten nachsagt, gleichzeitig aber auch definitiv das, was man vom International House INF 129 nicht behaupten kann.



Durchschnittlich 18 Quadratmeter stellen den Hauptlebensraum der fast 200 Bewohner dar. Auf 185 Wohneinheiten verteilt, erstreckt sich eine Vielfalt an Wohnsituationen, die sich aus gemischten sowie Einzelapartments zusammensetzt. Verschiedenste  Wohn– und Lebensrealitäten prallen auf individuelle Geschmacksfragen. Diese miteinander in Verbindung zu bringen, erscheint vielen Bewohner oftmals als schwierig, da sie sich in ihren Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt glauben. Das dem nicht so sein muss, soll dieser Artikel mit einigen Einblicken zeigen.








Die Wohnheimverwaltung gestattet verständlicherweise nicht, grobe und nicht unwiderrufliche Veränderungen an den Zimmern vorzunehmen. In der Hausordnung wird dies unter Punkt 4 wie folgt deutlich:

Instandhaltung und Reparaturen kosten viel Geld. Bitte gehen Sie sorgfältig mit Einrichtungen, Möbeln und Anlagen um und schlagen Sie keine Haken, Nägel oder Dübel in die Wände, da Elektro- und Wasserleitungen in allen Wänden verlegt sind. Hier können erhebliche Schäden entstehen; ferner besteht Lebensgefahr.

Es gibt jedoch einige Kniffe und Tricks, die es ermöglichen, sich sein eigenes Heim (Ha – eleganter Wortwitz!) zu gestalten, in einer schönen Atmosphäre zu hausen, und das Zimmer schließlich so zu verlassen, dass der nächste Bewohner seinerseits die Möglichkeit hat, zu entscheiden wie er oder sie wohnen möchte.
Die möblierten Zimmer des Wohnheimes sind allesamt mit zeitlosen und geschlechtsneutralen Möbeln ausgestattet, sagen somit der Mehrheit zu und – was in diesem Fall entscheiden ist – bieten durch ihre Neutralität die Möglichkeit der Um- und Eigengestaltung.
18 Quadratmeter liefern ausreichend Raum für individuelle Gestaltung nach persönlichen Bedürfnissen und Wünschen. Glaubt ihr nicht? Hier einige Beispiele, die euch das Gegenteil beweisen können und gleichzeitig einige Anregungen zu eurer eigenen Zimmergestaltung bieten können.

Wer einen Wohnraum in seiner Wohnung vermisst, sprich ein Fleckchen Gemütlichkeit im Stil eines Sessels oder einer Couch, das suggeriert „Hey, hierhin kannst Du Dich setzen, wenn Du ein wenig fernsehen oder ein Buch lesen willst, hier kannst Du Dich einfach mal ausruhen!“, greift aus Platzmangel oftmals zu der am nahesten liegenden Lösung: Das Bett wird mit wenigen Handkniffen zu einer Couch umfunktioniert. Hierbei ist die gängigste Vorgehensweise, die Schlafmöglichkeit mit (möglichst vielen) Kissen auszustaffieren.

Bilder folgen.

Vorteil: Unschlagbare Optik
Nachteil: Je nach nächtlichem Platzbedarf, müssen die Kissen entfernt werden







Wer nicht auf seinen ohnehin begrenzten Platz im 90 cm breitem Bett verzichten mag, der muss sich nicht an mehreren, zusätzlichen Kissen bedienen, sondern greift dafür auf nur eines - Ein Sitzkissen. 



Vorteil: Ideale und gemütliche Sitzgelegenheit. Zudem je nach Geschmack ein Farbtupfer
Nachteil: Je nach individueller Ausstattung des Zimmers könnte zusätzlicher Raum verloren gehen, ansonsten überwiegen definitiv jegliche Vorteile










Wer in seinem Zimmer auf Wandfarbe verzichten möchte oder muss, seine Räumlichkeit aber dennoch um ein paar Farbtupfer und Hingucker bereichern möchte, der kann ebenso auf ausgefallene Poster zurückgreifen. Dies hat den Vorteil, dass diese bei korrekter Anbringung keine Spuren hinterlassen und man oder frau – anders als bei Bildern – nicht dazu gezwungen ist, Löchlein in die Wand zu hämmern.

Dabei besteht zum einen die Möglichkeit, unter vielen begehrten Standartmotiven auszuwählen – zu finden beispielsweise auf amazon.de oder zum Selbstgestalten auf posterjack.de. 

Es empfiehlt sich, den Klebestreifen nicht direkt auf dem Poster anzubringen, da dieses auf dem Wege schneller einreißen und nicht sooft wiederverwertet werden kann. Stattdessen lieber ein Stück TESA zur Hand nehmen und das eine Ende so auf das andere legen, das sich ein selbstklebender Kreis bildet. Den Kreis dann zur Hälfte an die Posterecken andrücken und das Poster so schließlich an der Wand anbringen.

Besonderer Tipp: Statt auf TESA-Film einfach gleich auf doppelseitiges Klebeband zurückgreifen, dies in Quadrate schneiden, die an den Ecken des Posters angebracht werden. Nach Abnahme der Poster, hinterlässt dieses keine Spuren und trägt i. d. R. auch keine Tapete ab.



Sollten Poster nicht den eigenen, vielleicht eleganteren Stil treffen, so kann man diese besipielsweise mit den rund 3 Euro-Bilderrahmen von Ikea aufpeppen. Wie der Preis bereits vermuten lässt, handelt es sich hierbei um kein massives Holzmaterial – die Rahmen sind also sehr leicht und können ebenfalls mit doppelseitigem Klebeband befestigt werden.


Vorteil: Hingucker
Nachteil: Werden die Poster nicht ordentlich angebracht, können, sie Flecken hinterlassen, die wieder entfernt werden müssen (Damit sind nicht nur Tesaspuren gemeint, sondern ebenso Farbspuren, die bei günstig produzierten Postern beim Anbringen entstehen können)










Zum anderen gibt es auch eine durchaus günstigere, sowie ebenso geschmackvolle Variante. Der Klassiker ist es, mit wachsamen Augen von der Plakatkultur Heidelbergs zu profitieren. Dadurch, dass Heidelberg eine Studentenstadt ist, werden einerseits überdurchschnittlich viele Veranstaltungen beworben und andererseits wird durch die i. d. R. junge und moderne Zielgruppe ein oft ebenso modernes und junges Posterdesign angestrebt.















- ♥ -





Ist erstmal ein Poster gefunden am besten darauf achten - und sich in Geduld proben -, dass man Poster erst entfernt nachdem das  Event gelaufen ist. i. d. R. hänge betreffende Poster noch ein bis zwei Wochen danach in der Gegend, sofern diese nicht an Spanbretter geschraubt sind.












Dieses Poster dürfte auch noch einigen bekannt sein, dass es diese zu Hauf in Heidelberg gab.
Es handelt sich um das werbeplakat der Halloweenparty des DAI.















Dieses Bild hing Anfang des Wintersemsters 2011/2012 überall in Heidelberg aus. Wer es jemals darauf abgesehen haben sollte, hat das Glück zu wissen, dass dies ein immer wiederkehrendes Veranstaltungsmot-
to des Ziegler ist. Allein Datum und Uhrzeit variieren.




Nicht zuletzt gibt es eine Vielzahl anderer Möglichkeiten, seinem Zimmer durch Kleinigkeiten ein wenig Charme zu verleihen. So sind Postkarten, wie sich in unserem Wohnheim deutlich zeigt, immer ideal zur Personalisierung diverser Gegenstände.





Ausgestattet mit Kamera und Keksen streifte ich zwei Tage lang durch die Wohngemeinschaften unseres Hauses. Es gab immer etwas zu besprechen, neue Leute kennenzulernen - aber vor allem gab es äußerst linsentaugliche Gadgets und Postercollagen zu erforschen.
  Hier mal eine Postkarte, die praktischerweise als Werbematerial im Briefkasten lag, da mal ein Weihnachtswunsch und dort ein witziger Spruch der auf der dünnen Pappe prangert.





Hier zusehen ist das Beispiel eines Stickers, der ironisch platziert einen sehr charmanten Effekt hat!



Hier eine stark auf "Details" fokussierte Aufnahme, der "Sofabett"-Ecke einer Mitbewohnerin.











Die wohl kreativsten Wäscheklammern unseres Wohnheimes!







Nicht zuletzt bleibt die Fundgrube am Fuße des schwarzen Bretts im Foyer zu erwähnen. Hier findet sich gerade zu den Stoßzeiten Februar/März und Juli/August außerordentlich viel an noch immer intakten Gebrauchsgegenständen. Egal, ob Bilder, Lampen, Bücher, Wasserkocher, Töpfe, Lautsprecher für den PC, Wohnzimmertische oder Teppiche. Sicherlich bietet die Auswahl für jeden etwas; Wer Berührungsängste mit gefundenen Teppichen oder Töpfen hat, der greift stattdessen zu einem Buch oder einem Bild.


Hier zu sehen: Tisch und Teppich aus der Fundgrube; im folgenden ein (schlecht fotografiertes) Bild und eine Lampe, die es aus der Fundgrube in ein INF 129- Zimmer geschafft haben:










Der dritte Teil dieser Reihe wird sich stärker darauf fokussieren, wie andere Bewohner des INF leben. D. h. es wird weniger Augenmerk auf die Gestaltung und Anregung von Ideen gelegt, vielmehr soll einfach ein Einblick in das Leben hinter den eigenen Zimmerwänden geschaffen werden.
Vielen lieben Dank an die Leute, bei denen ich vorbeischauen durfte! Am Ende habe ich es nicht mal ganz geschafft, alle zu besuchen bzw. ALLE Fotos zu verwerten, das werde ich dann wohl im zweiten Artikel machen. :)
Lest euch übrigens auch lucs Artikel durch (Zustände im Wohnheim - Eine Stimmungsumfrage, Über die Schwierigkeit einen Zeitungartikel zu verfassen und Tierpopulation im Neuenheimer Feld) - Die sind der Knüller! Zumindest für den, der den trockenen Humor versteht, ein kleiner Genuss.