Interview mit einem syrischen Flüchtling
Nachdem ich B. für ein Interview gewinnen konnte, wollte ich
auch mal mit einem der Jugendlichen aus dem Heim reden. Ich konnte M.
kennenlernen. Einen netten, aber auch irgendwie frustriert
wirkenden Jugendlichen. Er war so lieb und hat sich bereit erklärt, mir etwas
über sich zu erzählen.
F: Kannst du etwas über dich und dein Leben in Syrien
erzählen?
M: Mein Name ist M., ich bin hier seit 5 Monaten. Vor dem
Krieg war natürlich alles gut. Aber nach
dem Krieg ist nun alles anders. Mein Leben in Syrien war eigentlich ziemlich
normal. Ich hatte meine Schule, spielte Basketball. Es war so normal und wir waren
so glücklich. Meiner Familie ging es auch so gut. Aber später wurde alles so
schwer.
F: Kannst du mir was über deine Familie erzählen?
M: Ich habe einen 2 Jahre jüngeren Bruder, er ist mit
meiner Mutter in Türkei. Mein Vater ist in Syrien in Aleppo.
F: Wie war es, als der Krieg in Syrien begann?
M: Es hat alles als eine Revolution angefangen, und es
wurde zum Krieg. Ich weiß nicht, es immer gefährlich. In jeder Stadt kämpfen
verschiedene Gruppen gegeneinander, die Revolutionäre, die Regimesoldaten, Isis.
Überall ist es gefährlich. Es gibt überall Raketen, Waffen Bomben. Es gibt
keine richtigen sicheren Orte mehr. Als ich noch zur Schule ging, wurde meine
Schule jeden Tag mit Raketen beschossen. Es ist überall gefährlich. Es gibt
kein Wasser, keinen Strom mehr.
Danach haben wir uns entschlossen zu fliehen.
F: Wohin seid ihr geflohen?
M: Nach Türkei. Mein Vater ist in Aleppo geblieben. Meine
Mutter, mein Bruder und ich sind in die Türkei geflohen.
F: Und wie war das Leben in Türkei?
M: Eigentlich ziemlich gut. Mein Onkel ist in Türkei und
darum war es eigentlich ok. Ich bin dann aber weitergeflohen nach Deutschland.
F: Und wie war es in Deutschland?
M: die Polizisten haben uns zuerst in eine Einrichtung
gebracht und danach dort, wo B. arbeitet.
F: Was war dein erster Eindruck in Deutschland?
M: Als ich die Stadt gesehen habe, war es ziemlich gut.
Aber als ich in die Einrichtung kam, war es ziemlich hart. Dort sind so viele
verschiedene Leute, und wir warten alle eigentlich nur. Darauf, dass wir
deutsch lernen, arbeiten können, studieren können.
F: Was hast du dir erhofft, als du hierher kamst?
M: Dass ich noch studieren kann, wieder ein Leben
aufbauen kann, wieder Basketball spielen kann.
F: Glaubst du, dass du das noch machen kannst?
M: Ich hoffe es.
F: Wie verbringst du deinen Tag?
M: Ich bin in der Einrichtung, meine Situation ist nicht
so gut. Es sind zu viele Jungs in der Einrichtung. Ich kann nicht so richtig
lernen dort. Es ist sehr beengt dort. Man kann nicht viel lernen dort. Ich
spiele wieder Basketball.
F: Wie geht es dir in der Schule?
M: Ich gehe zur Schule, aber die Schule ist nicht gut. Da
sind so viele andere Schüler, und alle sprechen eine andere Sprache. Die Lehrer
können sich nicht um uns alle kümmern. Ich lerne nicht so viel dort.
F: Hast du Kontakt zu deiner Familie?
M: Ja, über das Internet.
F: Wie geht es deinem Bruder in der Türkei?
M: Auch gut, er geht dort zur Schule.
F: Hättest du was anders gemacht, wenn du gewusst
hättest, wie es hier ist?
M: Ich weiß es nicht. Vielleicht ja, vielleicht nein.
Vielleicht wäre ich woanders hingegangen, also nicht nach Deutschland, sondern
irgendwo anders. Vielleicht wäre ich auch gar nicht gekommen. Ich weiß es
nicht.
F: Willst du arbeiten?
M: Ich will zuerst studieren. Ich wollte Architekt
werden. Danach will ich arbeiten.
F: Willst du noch irgendwas sagen zum Abschluss?
M: Nein.
Er bestätigt wirklich die Anschauung der Sozialarbeiterin!
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