Donnerstag, 4. Februar 2016

Iowa wählt: Trump kommt ins Stocken und Demokraten in Pattsituation

Was sich am Abend des 1. Februar in Iowa zutrug war ein wahrer politischer Krimi. Ein überraschendes Ende fand die Vorwahl bei den Republikanern und bei den Demokraten blieb es bis zum Ende spannend. Spitzenkandidat Donald Trump konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen und musste sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Das Rennen machte der christlich-konservative Texas Senator Ted Cruz. Ein weiterer „Sieger“ fand sich überraschend in Marco Rubio. Der Senator aus Florida war zwar schon lange Zeit auf dem dritten Platz in den Umfragen, doch könnte er am Abend der Abstimmung einen unerwartet hohen Anteil der Wähler für sich gewinnen, sodass zwischen Trump und ihm am Ende nur ein Prozentpunkt lag. Bei den Demokraten führte Hillary Clinton zu Beginn der Wahl mit etwa sechs Prozentpunkten. Doch im Laufe des Abends kletterte ihr Mittstreiter um die demokratische Nominierung Bernie Sanders langsam aber beständig, sodass die Wahl mit letztendlich mit einem Unterschied von nur 0,3 Prozentpunkten zugunsten der ehemaligen US-Außenministerin ausging, was de facto ein Unentschieden darstellt.
Die Iowa Caucuses unterscheiden sich durch die Art der Wahl von einem üblichen Primary. Bei den Caucuses, die neben Iowa auch noch in einigen anderen Staaten stattfinden, wird nicht wie üblich in einer geheimen Abstimmung mit Wahlzettel in einer Wahlzelle abgestimmt, sondern die Wahl erfolgt durch die Zusammenkunft der Wähler in Wahlgemeinschaften (Caucus genannt). Die genaue Regelung hängt vom Staat und der Partei ab. In Iowa wählen die Republikaner z.B. trotzdem mit einem Wahlzettel. Aber hier können die Anwesenden die anderen versuchen durch Reden umzustimmen. Bei den Demokraten teilen sich die Anwesenden in Gruppen auf. Die Wahl ist also nicht geheim. Der Vorsitzende des Wahlbezirks bestimmt, ob die einzelnen Gruppen existenzfähig sind. Dafür sind mindestens 15 Prozent der Anwesenden erforderlich. Martin O’Malley wurde dies in mehreren Wahlbezirken zum Verhängnis. Hat eine Gruppe weniger als 15 Prozent, können die Beteiligten versuchen, Leute aus anderen Gruppen abzuwerben, sich selbst einer anderen Gruppe anschließen oder unentschlossen bleiben. Durch dieses System haben Kandidaten mit starkem „grass-roots support“ mit einer besonders vokalen Anhängerschaft den Vorteil, dass ihre Anhänger potenziell Anhänger der anderen Kandidaten zum Überlaufen überreden können.
Dieses sehr alte System ist natürlich fehleranfälliger als eine Direktwahl. Eine Nachzählung ist zum Beispiel nicht möglich, da die ganze Wahl wiederholt werden müsste. Auch in dieser Wahl gab es Berichte von Ungereimtheiten. In einigen Wahlbezirken etwa war das Rennen zwischen den Demokraten so eng, dass einige Delegierte per Münzwurf zugewiesen wurden. Hillary Clinton hat angeblich sechs solcher Münzwurfe gewonnen.
Eine weitere Konsequenz der Iowa Caucuses ist, dass das überladene Feld der Kandidaten nun langsam ausgedünnt wird. Noch bevor die Wahl zu Ende war verabschiedeten sich der demokratische Präsidentschaftsanwärter Marin O’Malley und Republikaner Mike Huckabee. Und am 3. Februar gab Senator Rand Paul das Ende seiner Kampagne bekannt.
Sieger der Republikaner Texas-Senator Ted Cruz
Was ist also das Resümee aus der ersten Vorwahl im Rennen um die Nominierung? Die unerwartet schlechte Performance von Trump kann wohl auf ein Mangel an Organisation zurückgeführt werden. Gerade beim Caucus-System macht eine große Anzahl von Mitarbeitern vor Ort, die Leute zum Wählen animieren, Transporte zu Wahlveranstaltungen organisieren, et cetera einen großen Unterschied. Und genau in dieser Kategorie ist Cruz exzellent aufgestellt. Der riskante Schachzug Trumps die letzten Debatte vor den Caucuses aufgrund seiner Fehde mit Fox News Moderatorin Megyn Kelly zu boykottieren, könnte zusätzlich für seine Niederlage mitverantwortlich sein. Ein Vorteil für Cruz ist, dass die republikanische Wählerschaft in Iowa zu einem großen Teil aus konservativen und evangelikalen Christen besteht, bei denen Trump noch nie die Nase vorne hatte. So gewannen in den letzten beiden Präsidentschaftswahlen Mike Huckabee und Rick Santorum die Iowa Caucuses. Beide hatten jedoch keine ernstzunehmende Chance auf die Nominierung oder gar die Präsidentschaft. Blüht dieses Schicksal nun auch Ted Cruz? Das Bleibt abzuwarten. Er unterscheidet sich jedoch von seinen beiden „Vorgängern“ dadurch, dass er sich nicht nur als christlicher-konservativ platziert, sondern sich auch als Anti-Establishment Kandidat (wie Trump) darstellt und weiterhin in seiner Rolle innerhalb der Tea-Party an die erzkonservative Basis der republikanischen Partei appellieren kann. Was Marc Rubio angeht, wird sich zeigen, ob er sich als Standartenträger der republikanischen Führungselite durchsetzen kann. Noch muss er die „pro-establishment“ Stimmen mit etwa fünf weiteren Kandidaten Teilen. Sobald diese jedoch das Feld verlassen haben, könnte sich das Rennen zwischen Cruz, Rubio und Trump entscheiden.
Bei den Demokraten zeigt das Unentschieden vor allem eines: Bernie ist ein ernstzunehmender Anwärter auf die Nominierung. Clinton zeigte sich nach ihrem knappen Sieg sichtlich erleichtert, eine Wiederholung von 2008, als sie gegen Barac Obama in Iowa verlor, abwenden zu können. Auch der Senator aus Vermont zeigte sich glücklich über den Ausgang der Wahl. Nachdem er von Medien monatelang marginalisiert wurde konnte er nun beweisen, dass seine Kampagne Substanz hat. Schließlich waren es seine Anhänger, die am Wahlabend die meiste Stimmung machten und ihn vor lauter Jubel nicht zu Wort kommen ließen. Auch war er der einzige, der bei seiner Ankunft in New Hampshire um fünf Uhr morgens von hunderten seiner Anhänger mit Jubel und Applaus empfangen wurde.


Ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton und Vermont-Senator Bernie Sanders finden sich nach der Wahl in Iowa in einer Pattsituation.
Die nächste Haltestelle auf dem Weg ins Oval Office ist also New Hampshire. Das Primary in New Hampshire ist kein Caucus sondern eine normale Direktwahl. Dadurch ist Trumps Organisationsmangel weniger bedeutend. In den aktuellen Umfragen führt er mit 20 Prozentpunkten vor Rubio. Es wird sich jedoch zeigen, ob diese Werte auch in einen derart eindeutigen Wahlsieg für Trump übersetzt werden können, oder ob seine Anhänger am Wahltag vielleicht doch einfach lieber zuhause bleiben. Auch ist es derzeit relativ ungewiss, wer als Zweiter ins Ziel einläuft. Rubio, Cruz und Kasich liegen nur wenige Prozentpunkte auseinander. Nach den Wahlen wird sich das Feld der Anwärter weiter verkleinern und wird sich eine Gruppe von Kandidaten herauskristallisieren, zwischen denen sich das Rennen entscheiden wird. Auch Bernie Sanders aus dem Nachbarstaat Vermont hat einen soliden 20-Punkte Vorsprung vor dem Clinton Camp. Ein Sieg für ihn scheint nach derzeitiger Datenlage fast unausweichlich. Der Wettkampf bei den Demokraten, der nun ein Zwei-Personen-Rennen ist, bleibt also spannend.

1 Kommentar: